Vom Teller in den Tank

Aus neuen Rohstoffen altbekannte Produkte schaffen

Wenn es Pommes gibt in der Mensa der HAW Hamburg, bekommt auch Thomas Willner sein Fett ab: Der Professor für Verfahrenstechnik hat eine Methode entwickelt, die Altöle unmittelbar in einen alternativen Dieselkraftstoff verwandelt. „In unserem Technikum erhitzen wir das Mensafett auf 370 Grad. Bei diesen Temperaturen fangen die Moleküle an, zu zerreißen – wir sprechen vom Cracken – und aus dem zähflüssigen Altfett wird ein dünnflüssiger Rohkraftstoff.“ Hört sich simpel an, ist es aber nicht, denn bei der Destillation im geschlossenen Rührkessel entsteht so viel Dreck, dass der Prozess nach wenigen Stunden „versumpft“. Es brauchte zwei Ölkrisen und ein steigendes Umweltbewusstsein, damit Willner sein Thema immer wieder aufgreifen und weiter verfeinern konnte – bis hin zu einer Methode, die nun auch nach 200 Stunden noch stabil läuft und selbst in Zeiten niedriger Ölpreise rentabel ist. Inzwischen schafft die Versuchsanlage der HAW Hamburg schon bis zu 200 Kilo pro Woche – und weil so viel Altfett nicht einmal die Mensa abwirft, werden auch andere Problemstoffe, Abfälle, Biomasse und Schwerölreste destilliert. Ein schönes Experimentierfeld für angehende Verfahrenstechniker und eine lohnende Investition für Firmen, die das Verfahren im Produktionsmaßstab umsetzen wollen, ist nicht nur Verfahrenstechniker Willner überzeugt.